Buchrezension „Casuals“

Ein Buch über (englische) Hooligans und eigentlich doch nicht. Denn „Casuals“ von Phil Thornton ist keines der Hooligan-Bücher im eigentlichen Sinne wie man sie von der Insel ansonsten kennen mag. Denn das Buch, hier in der aktualisierten Fassung aus 2012 vorliegend, geht anders an die ganze Sache heran und beschäftigt sich eher mit den Bereichen Mode und Musik in Verbindung mit den Hooligans, wobei diese hier eher als Casuals und gerade auch zu Beginn dieser Jugendkultur als Dressers bezeichnet werden.

Inhaltlich ist man sich nicht ganz einig, ob die Casuals Ende der 1970er Jahre in Nordengland (Liverpool, Manchester) entstanden sind oder doch bereits einige Jahre eher in London. Da behaupten viele Seiten gegenteiliges. Angefangen bei Sportschuhen über alle mehr oder weniger bekannten und unbekannten Marken. Hauptsache man hob sich ein wenig vom Rest ab. Daher konnten sich Kleidungsstile auch durchaus mal wöchentlich ändern und es entstand auch ein entsprechender Second-Hand-Markt so dass die „Bewegung“ recht schnell wuchs. Dazu kamen dann auch Verkäufe von Leuten die ihrer Mannschaft in ganz Europa nachreisten und sich teilweise entsprechend ohne Bezahlung bedienten.

Das Buch bietet einen guten Einblick in diese Szene, in der auch immer wieder Leute zu Wort kommen und ihre Sicht der (damaligen) Dinge erzählen. Bei vielen ließ das Interesse zumindest am Fußball nach Heysel und Hillsborough nach und sie verabschiedeten sich in die immer weiter wachsende Musikszene (House, Acid, Rap, Hip Hop, etc.) – durchaus verbunden mit dem damals aufkommenden Ecstasy – bleiben der Mode aber durchaus treu. Die Mode-Einflüsse, wie beispielsweise durch die WM 1990 in Italien, blieben aber dennoch erhalten. Neu hinzugekommen ist im Buch ein Kapitel für die Zeit 2003 bis 2013 und hier wird dann auch deutlich, dass die Beteiligten sich nach wie vor entsprehend modisch kleiden, aber gerade die älteren nicht mehr direkt den Wert wie bspw. auf eine Marke wie Stone Island legen sondern eher nach teureren Marken schauen, die ihnen gefallen. Teilweise dann eben auch unabhängig vom Label.

Ein Buch, dass einen durchaus guten Einblick in die (britische) Casual-Szene gewährt, da es auch nicht nur um England geht, sondern auch die Schotten zu Wort kommen. Denn auch und gerade in Städten wie Aberdeen und Motherwell blieb Casual nicht lange unentdeckt. Abgerundet wird das Buch durch eine Aufzählung von Marken die einerseits vielleicht nicht mehr wirklich aktuell sind und Marken, die es andererseits gerade sind oder auch durchaus die gesamte Zeit über waren. Und auch das Thema Musik, Bands und Festivals findet entsprechende Berücksichtigung.

Das Buch:
Casuals
football, fighting and fashion
the story of a terrace cult
Phil Thornton
MILO BOOKS LTD, 2012, Preston
ISBN 978-19038-5414-3
Preis 7,99£
Kontakt www.milobooks.com

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